Bian Sukrow
Mein Sofa in der Komfortzone: Was Self-Care nicht ist
Können wir zu viel Self-Care betreiben? Wenn wir richtig verstehen, worum es geht, vermutlich nicht. Ich behaupte aber, dass wir „Self-Care“
Wir können uns, das ist ebenfalls eine Form falsch verstandener Selbstfürsorge, auch in ständige Selbstbeobachtung hineinsteigern und darüber den Kontakt zur Welt verlieren. Achtsamkeit ist aber nicht gleichzusetzen mit dem Kreisen um sich selbst, Selbstfürsorge ist nicht gleichbedeutend damit, andere und ihre Bedürfnisse zu übergehen. Die Aufgabe ist viel mehr, ein gutes Maß zu finden, also mir und anderen gegenüber angemessen zu handeln.
Self-Care heißt für mich, in mich hineinzuhorchen, herauszufinden, welche Verhaltensweisen mir schaden, was mir zuträglich ist, wo die Grenzen sind, die ich setzen möchte und auf welche Ressourcen ich bauen kann. Dazu gehört manchmal auch, meine Schattenseiten anzusehen, die unbequemen Wahrheiten, Ängste und Glaubenssätze. Vielleicht entscheide ich mich dann, mich mit diesen Anteilen von mir zu versöhnen. Vielleicht bewege ich sie aber auch liebevoll dazu, sich zu ändern oder Platz für etwas anderes zu machen. Self-Care, Achtsamkeit mir selbst gegenüber, dient dazu, mich besser kennenzulernen. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen, schließlich ändere ich mich ständig, aber das zu akzeptieren gehört dazu.
Auf dieser Grundlage kann ich mich trauen, in den vollen Kontakt zur Welt und zu anderen Menschen zu gehen. Entwicklung benötigt eben manchmal auch Herausforderung.