Bian Sukrow Self-Care-Box – Selbstfürsorge für Engagierte in (Refugee) Law Clinics und verwandten Initiativen Licensed under CC-BY-4.0

6. Ich und die anderen

Bian Sukrow

Wir haben uns in den letzten beiden Abschnitten angesehen, wie du Mustern bei dir selbst auf die Spur kommst, welche Ressourcen du hast und was du im Alltag tun kannst, um dein Wohlbefinden zu fördern. Im letzten Übungsteil geben wir dir Hinweise, wie du den Kontakt mit anderen so gestalten kannst, dass er sowohl für dich als auch für dein Gegenüber ange­nehm ist – selbst wenn ihr über schwierige Themen sprechen müsst. Das betrifft sowohl die Arbeit mit Mandant:innen als auch die Arbeit in einem (R)LC-Team. Ein paar der Übungen, die du in den vorangegangenen Kapiteln kennengelernt hast, helfen dir natürlich auch hierbei: Dazu gehört z. B. alles, was es dir erleichtert, Lasten wieder abzulegen und auf andere Gedan­ken zu kommen.

Für mich war und ist es bei der Arbeit mit anderen am wichtigsten, mir Gedanken zu meiner Haltung ihnen gegenüber zu machen und zu klären, welche Rolle ich ihnen gegenüber ein­nehme. Welches Menschenbild habe ich? Welche Funktion, welche Kompetenzen, welche Macht und welche Grenzen habe ich als Helfende:r und Mitstreiter:in? Welches Maß an Ver­ant­wortung trage ich anderen gegenüber? Ab wann ist meine Hilfe übergriffig? Welche Unter­stützung und Mitwir­kung kann ich guten Gewissens einfordern?

Ich betrachte Gedanken und Gespräche zu solchen Fragen als Prozess, der mich mein ge­samtes Beratenden- und Lehrendenleben lang begleitet, sowohl im beruflichen als auch im ehrenamtlichen und aktivistischen Kontext. Viele meiner alten Überzeugungen habe ich inzwi­schen angepasst oder durch neue ersetzt, und auch diese werden sich zum Teil überleben. Ich lerne fast jeden Tag etwas dazu, von Kol­leg:­innen, von Teammitgliedern, aus Büchern, von anderen Aktivista und von Kursteilnehmenden. Solche Begegnungen und Entwicklungs­ge­schen­ke sind es, die mich auch als Person voranbringen (selbst wenn diese Geschenke zuwei­len als Probleme oder Konflikte verpackt sind und erst rückblickend als wertvoll erkennbar werden).

Die Arbeit mit Menschen kann belasten, aber sie kann uns auch erheben und uns mehr Energie schenken, als sie kostet. Manchmal, wenn wir einander wirklich begegnen, kommen wir in einer Beratung oder in einer anderen Kommunikations­situ­ation in einen regelrechten Flow: Wir sind mehr als zwei Individuen, die ein Problem lösen.Es gibt viele Versuche, diesen Zustand zu beschreiben. Der Soziologe Hartmut Rosa würde vermutlich hier von ‚Resonanz‘ sprechen, Charles Swenson, der als Psychotherapeut und klinischer Psychiater auf die Arbeit mit Borderline-Patient:innen und Menschen in suizidalen Krisen spezialisiert ist, von ‚Interbeing‘, einem Begriff, der ursprünglich von Thích Nhất Hạnh stammt. Vgl. Rosa, Hartmut: Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung, 3. Aufl., Berlin: Suhrkamp, 2018, und: Charles Swenson: DBT Principles in Action. Acceptance, Change and Dialectics, New York: Guilford, 2018. Es gibt kein Patentrezept, das solche Erfahrungen garantiert, aber gute Bedingungen zu schaf­fen, lohnt sich.

Rahmen setzen, Setting gestalten

Bian Sukrow

Kennst du diese Besprechungen und Teammeetings, bei denen sich alle nach 20 Minuten nur noch im Kreis drehen? Eigentlich ist alles schon gesagt, die wichtigen Dinge sind besprochen (wenn es denn welche gab). Aber das Meeting ist ja für eine Stunde angesetzt. Also bleiben auch alle eine Stunde und diskutieren noch eine Weile lustlos über nebensächliche Details. Mit dem Versand des Kalendereintrags, der die Dauer von einer Stunde anzeigt, setzt die Person, die das Meeting einberuft, für uns einen Rahmen. Und un­sere Tendenz ist, uns un­gefähr an einen Rahmen zu halten. Das ist uns meistens gar nicht bewusst.

Das Prinzip funktioniert nicht nur mit Zeit, sondern auch mit anderen Parametern. Das liegt daran, dass wir, bewusst oder unbewusst, eine Art unterschwellige Erwartung entwickeln, was passieren wird und passieren kann. Psycholog:innen nennen das ‚Priming‘.„Priming bezeichnet den Prozess, durch den auch periphere, unterschwellige und unbewusste Reize bei Menschen Erleben, Einstellung und Verhalten nachweisbar und relevant beeinflussen können.“ Christa Kolodej: Priming – Stärkende Räume entstehen lassen. Eine Kernkompetenz für Beratung, Verhandlung und Mediation, Wiesbaden: Springer Gabler, 2022, S. 2. Im Folgenden zitiert als [Kolodej 2022]. Dabei kommt es

zu einer Voraktivierung im Netzwerk, wodurch assoziative Konzepte schnel­ler zur Verfügung stehen. Diese assoziativen Verknüpfungen beeinflussen, wie neue Eindrücke verarbeitet werden und bestimmen wiederum das Verhalten.Kolodej 2022, S. 6.

So eine Erwartung zu überschreiben, kostet zusätzliche Energie, das müssen wir bewusst machen. Wenn es also keinen Anlass gibt, am Sinn unserer Handlung zu zweifeln, folgen wir eher dem voraktivierten Muster. Das ist nicht nur schlecht, das können wir uns zunutze ma­chen, auch in Beratungen. Das bedeutet nicht, dass du anfängst, die Mandant:­innen zu ma­ni­pulieren. Es bedeutet, dass du dir bewusst machst, welche Auswirkungen auf die Beratung es hat, wie du die Rahmenbedingungen gestaltest und wie du bestimmte Sach­verhalte ein­bettest. Du machst es den Mandant:innen und dir selbst dann leichter (denn dein Priming funkti­oniert auch bei dir selbst).

Nützliches Priming für eine Beratung kann sein (die Liste lässt sich endlos verlängern):

  • Zeitrahmen setzen. Sag zu Beginn der Beratung explizit, wie viel Zeit am gegebenen Tag für die Beratung zur Verfügung steht (auch, wenn das irgendwo auf eurem Infor­ma­tionsmaterial vermerkt ist). Das kann ein fester Rahmen sein, den eure Clinic vor­gibt, das kann auch die Zeit sein, die du an diesem Tag bereit und in der Lage bist zu investieren. Sollte die Zeit dann doch nicht reichen (in manchen Fällen nützt das beste Priming nichts, weil die Angelegenheit zu komplex ist), sehen alle Beteiligten das kom­men und können sich in Ruhe auf einen Folgetermin oder eine Form der weiteren Kom­munikation verständigen. Wenn du keinen Rahmen vorgibst, führt das u. U. zu Ent­täu­schung bei de:r Man­dant:­in, weil si:er das nahe Beratungsende nicht antizipiert und sich dann gehetzt oder weggeschoben fühlt; und auch für dich ist es unan­genehm, je­man­den unterbrechen zu müssen. Je nach dem, mit welchem Priming di:er Rat­su­chen­de kommt, kann es auch passieren, dass si:er von sich aus nur kurze Ant­worten gibt und gar nicht richtig ins Erzählen kommt, weil si:er bei anderen Gelegen­­heiten die Er­fahrung ge­macht hat, dass Beratende oder Sachbear­beiter:­innen verhörartig Fragen stel­len und gar nicht am Kontext interessiert sind.

  • Die Gestaltung des Beratungsraums, sofern du darauf Einfluss hast. Schon ein paar Pflanzen oder freundliche Bilder, etwas zu trinken und vielleicht ein paar Kekse ver­ändern die Raumatmosphäre enorm und lassen auf beiden Seiten ein Willkommens­ge­fühl entstehen.

  • Die Sitzordnung. Mandant:innen mit Fluchtgeschichte fühlen sich oft sicher­er, wenn sie in der Nähe der Tür sitzen oder den Ausgang im Blick haben, also im Zweifelsfall die Möglichkeit hätten, sich schnell aus der Situation zu entfernen. Außerdem macht es einen Unterschied, in welcher Pos­i­tion zu:r Man­dant:­in du sitzt. Sich gegenüber zu sitzen, kann eine kon­fron­tative At­mos­­phäre erzeugen, erst recht, wenn mehrere Bera­tende sich an einer Tischseite befinden und die ratsuchende Person an der anderen. Für Mandant:innen kann es einschüch­ternd wirken, wenn sie sich einer Art Block ge­gen­­über sehen, oder sie reagieren unbewusst einen Tick reservierter auf euch. Auch du wirst innerlich möglicherweise ein kleines Biss­chen stärker in Opposition zu:r Man­dant:in gehen. Und natür­lich wird niemand von euch das der Sitzordnung zu­schreiben. Als Beratende wählt ihr, wenn es die Raumsituation zulässt, lieber eine Sitz­ordnung, bei der mindestens eine Person über Eck sitzt (diese Position kann auch von de:r Dolmetscher:in eingenommen werden, wenn sie nicht direkt neben de:r Mandant:­in sitzt). Wenn mehrere Personen zusam­men­sitzen, sind Sitzkreise am ange­nehm­sten: Sie signalisieren Augenhöhe und fördern die die Kooperations­bereitschaft (auch in einer Teamsitzung!):

My experience tells me that the circle is the fundamental geometry of open human communication. [...] Place people in rows (classroom or theater-style), where they all face the source of power and authority, and it is clear who will talk and who must listen. In squares and rectangles, there is sepa­ration that may be useful to keep combative parties apart, as in negotiation, but genuine, open, free communication tends to occur only at a minimum.Harrison Owen: Open Space Technology. A User’s Guide, 3. Ausgabe, San Francisco: Berret-Koehler, 2008, S. 5. Leider sind unsere Besprechungsräume oft nicht gut eingerichtet, um offene Sitzanordnungen einzunehmen. Vgl. zu Sitzanordnungen auch Kolodej 2022, S. 45 f.

  • Kläre zu Beginn, welche Erwartungen und Wünsche di:er Ratsuchende an dich/euch und die Beratung hat, was ihr davon leisten könnt und wo die Grenzen eurer Tätigkeit liegen (z. B. keine gerichtliche Vertretung). Es passiert nicht selten, dass zwei Parteien mit völlig unterschiedlichen Erwartungen durch eine komplette Beratung gehen („Die Frau wohnt im Frauenhaus, sie braucht eine Scheidung.“ vs. „Ich will mich erst einmal grundlegend informieren, wie das Sorgerecht funktioniert.“; „Wir machen nur Rechts­information.“ vs. „Mein Fall ist skandalös, das muss vor das Bundesverfassungs­gericht! Klagen Sie das durch!“).

  • Unausgesprochene Befürchtungen: Manchmal laufen bei Beteiligten auch unnötig Sorgen mit, weil sie sich nicht trauen, die Rahmen­be­dingun­gen selbst explizit zu thema­tisieren. Wir wissen z. B. von Dolmetschenden, dass Rat­suchende immer wieder ‚unter der Hand‘ fragen, ob die Beratung auch wirklich nichts kostet. Das einmal am Anfang der Bera­tung kurz anzusprechen, ist sehr einfach und nimmt viele Unsi­cher­heiten.

  • Eine positive Grundhaltung Mandant:innen gegenüber. Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Mandant:innen kompetent sind, kooperativ und in der Lage, Lösungen zu finden, steigt die Wahr­schein­lichkeit, dass sie sich auch tatsächlich so verhalten – un­sere Einstellung überträgt sich nämlich auf andere. Unsere Einstellung können wir stärker beeinflussen, als wir allgemein denken. Wir nehmen bei Ratsuchenden oft vor allem das wahr, was sie an Problemen mitschleppen (Defizitorientierung). Wir können uns aber auch bewusst dazu ent­schei­den, auf die Stärken unserer Mandant:innen zu achten; wir setzen die so genannte ‚Ressour­cen­brille‘Der Begriff kommt aus der systemischen Arbeit. Er hat sich in dieser Denkrichtung derart verselbstständigt, dass, zumindest für mich, nicht mehr zu ermitteln ist, wer ihn geprägt hat. auf. Das reflektiert sich im besten Fall auch in unserer Sprache. Das kön­nen wir sogar ein wenig steuern, wenn wir gelernt haben, darauf zu achten: Wir können entweder fragen

„We­lches Thema wollen Sie heute besprechen“, oder „Welches Problem möchten Sie besprechen“, oder eben „Welche Lösung wollen Sie heute finden?“ Kolodej 2022, S. 156.

Professionelle Nähe oder Distanz?

Christina Ellinghaus

Wie nah darf und kann ich meinen Klient:innen oder Mandant:innen sein? Neben grund­sätz­lichen trivialen Regeln gibt es hier stets einen gewissen Gestaltungsspielraum zwischen pro­fes­sioneller Nähe und DistanzMargret Dörr und Burkhard Müller: Nähe und Distanz: Ein Spannungsfeld pädagogischer Professionalität, 3. Aufl., Weinheim: Beltz Juventa, 2012. , und jede:r von uns muss wohl für sich selbst heraus­krie­gen, was zu ihm:ihr passt. Mit den Jahren passt für mich der Begriff der professionellen Nähe, der aus der Pädagogik kommt, besser, da der Distanz-Begriff für mich tendenziell etwas gezwun­gen klingt. Wir können nah und emphatisch sein und dabei trotzdem professionell agieren.

Wenn ihr in einer Situation hadert, was das Richtige ist, euch stuck oder überrollt fühlt von allem, können folgende Reflexionsfragen helfen:

  • Professioneller Blick: Welches zusätzliche Fachwissen benötige ich, um die Situation oder meine:n Mandant:in einschätzen zu können? (Bspw. Wissen zu psychischen Erkrankungen)

  • Handlungsmöglichkeiten: Was kann ich konkret tun? Was kann ein erster Schritt sein?

  • Selbstfürsorge: Was brauche ich für mich, um gut auf mich selbst zu achten?

Und es gibt auch Situationen, in denen wir (für den Moment) nicht mehr machen können, als wir bereits getan haben, wie z. B. eine Person aufzuklären, oder auch einfach nur da zu sein und ihr Leid anzuerkennen. Personen können selbstverständlich enttäuscht, verzweifelt oder wü­tend sein, große Erwartungen an euch haben, die ihr nicht erfüllen könnt. Auch das ist ein Anteil, den wir in der Arbeit mit Menschen akzeptieren müssen. Da ist es häufig eine Heraus­forderung, loslassen zu können.

Einige Übungen zum Thema Last, Schmerz, Verantwortung oder Gedanken abgeben und los­lassen:

Mandant:innen-Park (Imaginationsübung)Frei adaptiert nach einer Seminarübung (2017) von Lutz Besser vom Zentrum für Psycho­traumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (zptn). Gesprochen von Christina Ellinghaus.

Dies ist eine Übung, um sich nach Begegnungen und Treffen mit Mandant:innen wieder zu distanzieren, ohne dabei den betreffenden Menschen gegenüber gleichgültig zu werden.

Übung als Audiodatei: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/TTnixy5

Kennwort: [rlc.transfer]2022

Reflexionsfragen

  • Gibt es einen Ort, an den du gehen kannst, um Last dort symbolisch abzulegen?

  • Gibt es ‚universelle Hände‘, in die du deine Last legen kannst?

  • Gibt es Menschen, bei denen du lassen kannst, was dich bewegt?

  • Gibt eine es Musik oder eine Tätigkeit, die hilft, dass die Last sich verändert oder auflösen kann?

  • Oder was noch? Wie kannst du ‚Gepäck‘ ablegen? ->

Gepäck ablegen (Imaginationsübung)Frei adaptiert von: Luise Reddemann, Imagination als heilsame Kraft. Ressourcen und Mitgefühl in der Behand­lung von Traumafolgen, 19. Auflage, Stuttgart: Klett Cotta, 2016. Gesprochen von Christina Ellinghaus.

Dies ist eine Übung, um dir zu erlauben, das, was dich beschäftigt oder belastet, abzulegen. Anschließend kannst du dich besser darauf konzentrieren, dir Gutes zu tun.

Übung als Audiodatei: https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/TTn82PO

Kennwort: [rlc.transfer]2022

Dies ist eine kleine Auswahl an Übungen, damit du auf den Geschmack kommst. Weitere Klassiker, die ich empfehlen kann, und die du in der angegebenen Literatur findest, sind z. B. der innere Ort der Geborgenheit, die Tresorübung oder das innere Team.Vgl. Luise Reddemann, Imagination als heilsame Kraft. Ressourcen und Mitgefühl in der Behand­lung von Traumafolgen, 19. Auflage, Stuttgart: Klett Cotta, 2016. Auch die Übung im Abschnitt Der innere Raum kann dir helfen.

Kein Mitleid

Bian Sukrow

Meinen Aus­bildern habe ich eine Entlastung zu verdanken, die für mich entscheidend dafür war, dass ich mich getraut habe, Klient:innen auf ihrem Weg zu begleiten: Sie haben mir ver­mittelt, dass ich nie die Verantwortung für das Leben und die Entscheidung anderer Men­schen habe – auch dann nicht, wenn ich therapeutisch/beraterisch/pädagogisch mit ihnen ar­beite.Das bedeutet nicht, dass ich in der Beratung überhaupt keine Verantwortung trage: Ich habe natürlich die Verantwortung dafür, meine Arbeit gewissenhaft und fachgerecht zu machen. Dazu gehört die Grundhaltung, dass die Klient:innen, und nur sie, kom­pe­tente Ent­scheidungen für sich treffen. Meine Aufgabe ist es, dazu beitragen, dass die Rat­suchenden eine gute Ent­scheidungsgrundlage haben. Die Klient:innen haben das Ruder in der Hand, denn außer ihnen hat niemand alle Para­meter im Blick, die für ihre Situ­ation, ihr Leben maßgeblich sind. Das entspricht meinem Menschenbild, das von der Über­zeugung getra­gen ist, dass wir alle lern- und entwicklungs­fähig sind, unser Potenzial ent­falten wollen und für unser eigenes Leben die einzige kompe­tente En­tschei­­dungs­­instanz sind.Denker:innen, deren Werk meine Arbeit mit Klient:innen mitbestimmt hat, sind neben vielen anderen Ruth Cohn (Themenzentrierte Interaktion), Carl Rogers (Personzentriertes Arbeiten), Irvin Yalom (Existenzielle Thera­pie) und Harrison Owen (Open Space Technology). Aus meinen Menschenbild­an­nahmen folgt, und das ist für mich in der Beratungspraxis sehr wichtig, dass ich einen sehr deutlichen Unterschied mache zwischen Mitgefühl und Mitleid.

Mitgefühl (im Eng­lischen oft compassion oder sympathy)Autor:innen/Denker:innen verwenden die Begriffe nicht einheitlich. Es lohnt sich bei Termini wie Empathie, compassion, Mitgefühl, sympathy, Mitleid usw. genau zu schauen, ob damit wirklich das gemeint ist, was ich als Leser:in darunter verstehe. Besonders der Empathie-Begriff ist tricky. Christina verwendet ihn im Abschnitt Professio­nelle Nähe oder Distanz? z. B. auch etwas anders als ich, eher in Richtung Mitgefühl. definiere ich als das Mitschwingen mit anderen, ohne mich an ihre Stelle zu versetzen. Ich bekomme eine Ahnung von ihrem Schmerz, ihrer Angst, ihrer Freude, aber ich maße mir nicht an beurteilen zu können, wie es ‚wirklich‘ in ihnen aussieht. Ich sehe also den gemeinsamen Boden, das gemeinsam Mensch­liche, auch bei Leuten, die mir nicht nahestehen. Und gleichzeitig respektiere ich, dass unsere Situation verschieden ist. Ich kann den konkreten Schmerz eines Menschen, der gerade je­man­den ver­lo­ren hat, nicht selbst fühlen, aber ich verstehe mitfühlend, dass die Person ge­rade im Trauerprozess ist und in diesem Moment nicht sieht, wie sie jemals aus dem Abgrund wieder herauskommen kann. Ich nehme vielleicht auch anderes wahr, z. B. dass sie gerade Unterstützung dabei benötigt, sich um Behördenangelegenheiten zu kümmern. Mitgefühl macht mich wahr­neh­mungs­bereit für die Bedürfnisse an­derer und hilft mir, ange­messen auf mein Gegenüber zu reagieren – aber es überwältigt mich nicht. Wenn ich mitfühle, bin ich in einer guten Balance zwischen Nähe und Distanz. Aus dieser Haltung heraus kann ich mit je­mandem auch seine:ihre negativen Gefühle und schrecklichen Erinner­un­gen aushalten, ohne selbst Schaden zu neh­men.

Mitleid (im Englischen oft empathy, im Deutschen wird ‚Empathie‘ verschieden verwendet) hingegen schwächt meine Urteilskraft und meine Fähigkeit, professionell zu handeln.Ich folge im Wesentlichen Paul Blooms Definition von empathy (= dt. Empathie im Sinne von Mitleid). Bloom argu­mentiert in seinem Buch Against Empathy überzeugend gegen das allseits beliebte Dictum, es könne gar nicht genug Empathie geben. Die Identifikation, die mit dieser Form von Empathie einhergeht, bringt uns nämlich nicht nur dahin, Menschen zu helfen, mit denen wir uns identifizieren, sie bringt uns auch dahin, andere, mit denen wir uns nicht gleichermaßen identifizieren können, Unterstützung zu verwehren (z. B., weil wir uns ihnen kul­tu­rell nicht verbunden fühlen). Hier ein Interview mit Paul Bloom, in dem die wichtigsten Definitionen und Argumente angerissen werden: Steve Paikin: Paul Bloom: Against Empathy, in: The Agenda with Steve Paikin, 15.02.2017, https://www.youtube.com/watch?v=IjBhxq_YpiQ. Wer es ausführlicher mag, ist mit Blooms Best­seller gut bedient: Paul Bloom: Against empathy. The case for rational compassion, New York: Random House, 2018. Ich versetze mich so sehr in die Person, trete praktisch an ihre Stelle, dass ich ihre Emo­tionen, ihren Schmerz zu spüren glaube und aus dieser Identifikation heraus agiere. Ich übernehme die Gefühle anderer. Das passiert erstaunlich schnell, besonders, wenn ich Gemeinsamkeiten bei mir und der Person sehe (z. B. ähnliche Familien­situation), sie gut kenne oder sie für generell hilfsbedürftig halte. Mitleiden kann Verschiedenes nach sich ziehen:

  1. Um die (negativen) Emotionen, die ich übernommen habe, nicht aushalten zu müssen, schalte ich auf Funktion und fange ich an, für die Person zu agieren und zu entscheiden. Han­deln fällt den meisten von uns aufgrund unserer Sozia­lisierung leichter als nicht han­deln; wenn wir etwas tun, erleben wir uns als wirksam und wichtig. Wenn ich ins Mitleid gerutscht bin, glaube ich meist genau zu wissen, was die Person tun soll und was gut für sie ist („Kein Problem, da müssen wir einfach nur...“). Ich stelle mich damit als Berater:in (oder Freund:­in, Ange­hörige:r) über den Men­schen, dem die Situation eigent­lich ‚gehört‘. Ich spreche ihm damit die Zustän­digkeit für sein eigenes Leben ab, und ich negiere seine Problem­bearbei­tungs­­kom­petenz. Ich neige dann möglicherweise auch dazu, die betref­fen­de Person gegen andere zu ver­teidigen (auch vorauseilend), ihr unge­fragt Rat­schlä­ge zu ge­ben und sie in Richtung einer Lösung zu drängen, die ich für am besten halte. Lehnt di:er Betroffene meine Vorschläge ab, fühle ich mich ange­griffen: „Wie un­dankbar! Dabei habe ich mich so für sie eingesetzt.“

  2. Etwas anderer Akzent, aber vom Grundprinzip ähnlich: Ich bedauere die Person und sehe sie nur noch als Opfer. Die Effekte sind ähnlich wie unter 1.: Ich stelle mich über sie, nehme ihre Stärken und Wünsche nicht mehr wahr und fange an, für sie zu handeln. „Der Arme! Das kann er ja jetzt gar nicht selbst entscheiden!“ Ich hänge mich dann vielleicht besonders intensiv rein, denn unser Ego jubelt, wenn wir uns als kompetenter erleben als andere. Di:er andere wird dann im Vergleich natürlich klein. Das Risiko, dass ich meine Grenzen und die Grenzen de:r Mandant:in überschreite, ist da­bei groß.

  3. Es kann aber auch passieren, dass ich durch die Identifikation in eine ähnlich ohnmächtige, frustrierte, wütende, traurige Haltung rutsche, wie ich sie bei meinem Gegenüber wahr­nehme. Der Ärger über die von der Person erlittene Ungerechtigkeit, die Trauer über einen Verlust überflutet mich. Das kann mich impulsiv machen, meine Urteilsfähigkeit be­ein­trächtigen oder meine Handlungsfähigkeit einschränken. Das passiert besonders schnell, wenn ich selbst einmal eine ähnliche Situation erlebt habe (so ähnlich sind diese Situationen bei näherem Hinsehen oft gar nicht, aber das kurze Wiederer­kennen eines Musters reicht, um Identifikation zu erzeugen).

In allen Fällen nehme ich das Problem der ratsuchenden Person eher mit nach Hause, denn irgendwie gehört es gefühlt ja auch mir (Identifikation).

Es klingt nun vielleicht, als sei es unerhört mitzuleiden – aber es passiert uns allen! Manche von uns sind regelrecht darauf konditioniert worden, Lasten für andere zu tragen und Ver­antwortung für deren Wohlergehen zu überneh­men. Verurteile dich also nicht, wenn du feststellst, dass du ins Mitleid gerutscht bist. Ver­suche lieber, dich daraus wieder zu lösen und die Ver­antwortung für ihre Lebensent­schei­dungen wieder der Person zu überlassen, um deren Leben es geht. So, wie du es vermut­lich auch von Berater:innen wünschen würdest, deren Unterstützung du selbst anfragst. ->

Welche Strategien helfen?Vergleiche dazu auch Christinas Tipps im Abschnitt Professionelle Nähe oder Distanz?!

Mir hat allein schon die Erkenntnis sehr geholfen, dass ich weder meinen Klient:innen noch mir selbst etwas Gutes tue, wenn ich ihre Lasten übernehme. Mir das klarzumachen, hat mein Verständnis von meiner Rolle und damit auch meine Haltung zu den Klient:innen so stark verän­dert, dass ich nur noch selten Belastungen durch Beratungen spüre, selbst wenn es um bein­harte Themen wie Suizidalität geht. Ratsuchende wollen überhaupt nicht, dass wir für sie leiden! Wir treten ihnen damit zu nahe. Wenn ich in der Beratung arbeite, er­wartet die rat­suchende Person mit Recht von mir, dass ich zu­ge­wandt und einfühlsam bin, aber auch so weit distanziert bleibe, dass ich einen klaren Kopf bewahre und eine verlässliche Stütze für sie bin. Ich bin nur ein Mehr­wert für Ratsuchende, wenn ich ihnen mein Fachwissen und meine Außen­­­pers­pektive zur Verfügung stelle, ihnen also das liefere, was sie selbst in dem Moment nicht haben, und ansonsten einen Raum für sie schaffe, in dem sie sich darüber klarwerden können, was sie selbst möchten. Wenn ich mich identifiziere und mitleide, verliere ich diese Sicht von außen. Und ich bin erst recht nicht mehr nützlich, wenn ich unter der fremden Last zusam­men­breche. Manchmal fragen Klient:innen auch, ob es nicht zu schlimm für mich ist, mir ihre Geschichte anzuhören. Ich kann dann guten Gewissens sagen, dass sie sich um mich keine Sorgen machen müssen.

Außerdem helfen mir Rituale zu Beginn und zum Ende einer Beratung. Ich gehe vor einer Beratung kurz in mich und horche in mich hinein. Ich wechsle dann ganz bewusst von meinem Alltags-Ich in mein Beratungs-Ich, als würde ich eine Jacke ausziehen und eine andere über­streifen. Wie einen Behandlungskittel, den ich am Ende der Beratung auch wieder ausziehe.

Ich gebe die Angelegenheit und alle Emotionen, die daran hängen, nach der Beratung auch gern wieder in die kompetente Hand der Ratsuchenden. Das mache ich meistens in Gedanken, wenn die Person den Raum verlassen hat, manchmal, wenn es passt, auch im Gespräch: „Sie haben nun alle Informationen, die ich Ihnen geben kann. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Sie können am besten beurteilen, was für Ihre Situation richtig ist.“ Die gedankliche Übergabe funktioniert auch dann, wenn wir erst später merken, dass wir uns iden­tifiziert haben und eine fremde Last tragen. Ich mache das fast schon automatisch, als ritu­ali­sierte Psychohygiene­maßnahme.

Es ist außerdem nützlich, die bereits im Abschnitt Rahmen setzen, Setting gestalten erwähnte Ressourcenbrille aufzu­setzen.Auch die Ressourcenbaum-Übung kannst du nutzen, um dir bewusst zu machen, welche Stärken ein:e Klient:in hat! Ratsuchende sind kompetent und haben viele Stärken, die wir beim Mitleiden völlig aus dem Blick verlieren.

Wichtig: Es kann passieren, dass Mandant:innen Themen mitbringen, die bei uns noch nicht verheilte Wunden wieder aufreißen. Wenn du z. B. selbst Fluchterfahrungen Miss­brauchs­erfahrungen gemacht hast, kann es sein (es muss aber nicht sein!), dass du nicht mit anderen Missbrauchsopfern arbeiten kannst. Wenn Themen dich – hier passt der Begriff einmal – triggern und massiv in deinen eigenen Schmerz zurückwerfen, solltest du andere Bera­ter:innen für die ratsuchende Person finden und den Fall abgeben.

Ein paar weitere Techniken findest du z. B. im Podcast Belastungen nicht ranlassen von Franca Cerutti: https://psychologie-to-go.podigee.io/s3e54-belastungnichtranlassen.Franca Cerutti: Belastungen nicht ranlassen, in: Psychologie to go, 25.12.2022, https://psychologie-to-go.podigee.io/s3e54-belastungnichtranlassen.

Body-Check

Bian Sukrow

Viele (R)LCler:innen sind Kopfmenschen, und zwar egal, was sie studieren. Mit Recht befassen sich eben vornehmlich Leute, die gern denken. Dabei ist auch unser Körper eine wichtige Informationsquelle. Wir nutzen sie nur nicht.

In der Beratung kann uns unser Körper wichtige Hinweise darauf geben, ob ich mir und der ratsuchenden Person noch guttue oder nicht. Voraussetzung ist, dass wir ab und an mal hin­hören, was der Körper uns zu sagen hat. Vielleicht hast du Lust, bei deiner nächsten Beratung ab und zu bewusst die Aufmerksamkeit auf deinen Körper zu richten:

  • Sind meine Muskeln angespannt oder locker?

  • Atme ich tief oder nur oberflächlich?

  • Spüre ich Nervosität oder bin ich entspannt mit de:r Mandant:in?

Das geht blitzschnell, es ist kein umfänglicher Body-Scan vom kleinen Zeh bis zum Scheitel nötig. Nimm den Körper einfach kurz bewusst wahr. Alles entspannt, wach und unauf­fäl­lig? Wunderbar. Wenn du körperliches Unwohlsein oder Störgefühle bei dir feststellst, lohnt es sich, kurz zu schauen, wo die Störung herkommt. Manchmal lösen sich Anspannungen oder Störgefühle schon von alleine, sobald wir auf sie aufmerksam werden. Vielleicht ist einfach nur schlechte Luft im Raum, weil wir so lange intensiv mit de:r Mandant:in diskutiert haben, und der Anflug von Kopfschmerz signa­lisiert mir das. Wenn das so ist, ist es vermutlich auch Zeit für eine kurze Pause und Lüften, auch für die anderen im Raum.

Es kann aber auch sein, dass dein Körper dir mitzuteilen versucht, dass irgendetwas gerade in eine falsche Richtung läuft:

  • Bin ich z. B. unsicher und habe ein flaues Gefühl im Magen, weil ich fachlich an meine Grenzen komme oder mit den Eigenarten de:r Ratsuchenden nicht gut umgehen kann?

    -> Was kann ich daraus lernen? Fehlt mir einfach noch die Erfahrung oder kann ich mich besser vorbereiten und/oder lernen, die Eigenheiten anderer gelassener, viel­leicht sogar mit Neugier anzunehmen?

  • Spannen sich die Muskeln in meinem Kiefer an, weil di:er Mandant:in etwas von mir/uns verlangt, das wir nicht leisten können oder wollen?

    -> Wie betreiben wir besseres Erwartungsmanagement und grenzen uns klarer ab?

  • Habe ich mich selbst den ganzen Tag über ignoriert und spüre jetzt Hunger, Durst, Mü­dig­keit oder Konzentrationsschwäche?

    -> Wie kann ich meinen Tag demnächst achtsamer planen, damit ich Zeit zum Essen habe und mich nicht überfordere?

  • Gehen die Themen der Beratung mir sehr nah, so dass ich einen Trauerkloß im Hals spüre?

    -> Welche eigenen Themen stehen dahinter, die ich vielleicht bearbeiten sollte? Wie schaffe ich ein gutes Nähe-Distanz-Verhältnis zu den Ratsuchenden?

  • Habe ich Zweifel an der Geschichte de:r Mandant:in, die sich in einem unguten Bauch­gefühl äußern?

    -> Kann ich das offen ansprechen? Habe ich einen speziellen Filter de:r Mandant:in gegen­über und ist der Zweifel eher ein diffuses Gefühl, oder gibt es tatsächlich Wider­sprüche, die sich aufzuklären lohnen? (Achtung: Es kann sein, dass du einem Bias unterliegst und/ oder gesellschaftliche Vorurteile übernimmst. Lies deine Körpersignale also auf kei­nen Fall als untrügliche Intuition, sondern nimm sie erst einmal nur als Hinweis, dass du hier einmal genauer hinsehen und vielleicht noch einmal Rückfragen stellen solltest.)

  • Bin ich uneins mit meine:r Beratungspartner:in, so dass mein Adrenalinspiegel steigt?

    -> Welche Möglichkeiten haben wir, uns einig zu werden, ohne di:e Ratsuchende:n zu verunsichern? Müssen wir uns nächstes Mal besser vorher absprechen und/oder Signale vereinbaren oder ist es auch in Ordnung, das auf freundliche Weise offen zu thematisieren im Gespräch? Womit kann mein:e Beratungspartner:in gut umgehen, und was empfinde ich selbst als gute Intervention in solchen Momenten?

  • Werden irgendwelche Grenzen überschritten (auch Zeitgrenzen), so dass ich ungeduldig werde und mit dem Fuß wippe?

    -> Hier sind wir wieder beim freundlichen Grenzensetzen!

  • Spiegele ich die angespannte Haltung de:r Mandant:in?

    -> Können wir etwas tun, um die Situation für di:e Mandant:in zu verbessern? Tragen wir durch unser Verhalten dazu bei, dass si:er verunsichert ist? Wenn ja, können wir das Tempo ändern / unsere Sprache anpassen / die Atmosphäre verbessern /...?

... und dergleichen mehr. Unser Körper kann sehr beredt sein. Nutze die Informationen, die er dir gibt, um dich gut um dich und die anderen Beteiligten zu kümmern! (Nimm deinen Körper aber nicht allzu wörtlich.)

Kollegiale Beratung und Supervision

Bian Sukrow

Wir haben oft das Gefühl, dass wir uns alleine durchbeißen müssen. Einzelkämpfer:innen eben. Müssen wir aber gar nicht. Gespräche in einem Team, in dem Vertraulichkeit herrscht, oder mit Beratungspartner:innen können enorm entlastend sein. Und natürlich hilft uns auch Supervision, fachliche und psychologische.

Ich bin außerdem ein Fan von kollegialer Beratung. Das sind strukturierte Klein­grup­pen­verf­ahren (5-6 Leute), mit denen auch Menschen, die keine Qualifikation als Super­visor:in haben, andere dabei unterstützen können, Antworten auf drängende Fragen zu finden oder sich Klar­heit über eine Situation zu verschaffen. Da es dazu eine eigene Publikation geben wird, an dieser Stelle nur der Hinweis auf das aus meiner Sicht beste Verfahren auf dem Markt: Kollegiale Beratung und Supervision (KoBeSu) von Jörg Schlee.Jörg Schlee: Kollegiale Beratung und Supervision für pädagogische Berufe. Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Arbeitsbuch, 4. Aufl., Stuttgart: Kohlhammer 2019.

Das Verfahren ist bereits seit über 30 Jahren in Verwendung und speziell unter Pädagog:innen und Sozialarbeiter:innen beliebt, also unter Menschen, die mit Menschen arbeiten. Es gibt Gruppen, die sich schon seit Jahrzehnten treffen. Ich ziehe dieses Verfahren allen anderen vor, weil es das stringenteste, kompromiss­loseste aller mir bekannten Kollegiale-Beratungs­ver­fahren ist und ich das Menschenbild teile, das hinter dem Konzept steht.

Bei der Kollegialen Beratung folgt ihr in einer Gruppe einem vorgeschriebenen Ablauf, das Ganze funktio­niert fast wie ein Brettspiel. Da es feste Spielregeln gibt, wie und durch welche Interventionen die Ratsuchenden bei der Problembearbeitung unterstützt werden, könnt ihr nichts falsch machen und niemandem zu nahe treten. Anders, als der Namen vermuten lässt, sind gute Ratschläge bei der KoBeSu nach Schlee tabu.

Lust, es einmal auszuprobieren? Dann schnappt euch das Buch von Jörg Schlee und legt los! Die Sonderpublikation mit einer Einführung und vorgefertigten Materialien wird auch bald verfügbar sein.