Christina Ellinghaus
Häufig behandeln wir uns selbst weniger liebevoll, als wir mit guten Freund:innen umgehen würden. Warum eigentlich? In diesem Teil wollen wir uns zunächst selbst besser kennenlernen, um in einem weiteren Schritt einen liebevolleren Umgang mit uns selbst zu entwickeln.
Wie reagiere ich in Belastungs- oder Stresssituationen? Was kann ich tun, um Belastungen zu reduzieren, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen oder nicht hilfreiches Stressverhalten zu reduzieren? Aus Ängsten und Gedanken wie „Ich schaffe das nicht“ können Gefühle von Verzweiflung, Ohnmacht und Hilfslosigkeit werden:
Die im Körper ablaufende Stressreaktion ist nicht mehr anzuhalten, sie ist unkontrollierbar geworden. Vergeblich suchen wir noch immer nach einer Lösung oder warten darauf, dass ein Wunder geschieht […]. Wir sind von Selbstzweifeln geplagt und merken, wie andauernde Belastung unsere Energiereserven aufzehrt, fühlen und müde, kraft- und mutlos.
Gerald Hüther, zitiert nach: Michaela Huber: Der Innere Garten: Ein achtsamer Weg zur persönlichen Veränderung, Paderporn: Junfermann, 2010, S. 11.
Aus diesen Stress-Spiralen können wir entfliehen, wenn wir uns selbst besser kennenlernen und typische Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster identifizieren. Wie ticke ich?
Vieles kreist tatsächlich auch um das komplexe Thema des eigenen Selbstwerts. Selbstverständlich geht das achtsame Sorgen um die eigene Person damit einher, sich selbst als wertvoll zu erachten. Und auch der Perfektionismus („Es muss perfekt sein“) ist häufig nicht weit von dem drunter liegenden Gefühl „Ich reiche nicht aus“ entfernt. Es ist also eine Win-Win-Situation, Fürsorge für sich selbst zu betreiben, und sie kann mit der Zeit wie eine Routine in den Alltag einfließen.
Es ist uns … [sic] keineswegs von Geburt an gegeben, wie viel unser Gehirn verrichten kann. Wir können seine Fähigkeiten steigern, aber auch zerstören. Denn wie Muskeln brauchen auch die grauen Zellen ständiges Training, damit sie in Form bleiben. Talente, die wir nicht fordern, verkümmern. Das gilt für alle Leistungen des Gehirns: Wie das Tippen auf der Schreibmaschine, den fließenden Umgang mit der englischen Sprache oder die Genauigkeit unserer Wahrnehmung, so können wir auch unsere Fähigkeit zum Glück trainieren.
Stefan Klein, zitiert nach: Michaela Huber: Der Innere Garten: Ein achtsamer Weg zur persönlichen Veränderung, Paderporn: Junfermann, 2010, S. 12.
In diesem Teil laden wir euch ein, euch mit euren Werten zu beschäftigen, mit antreibenden inneren Stimmen („Du bist nicht gut genug“), bieten Fragen zur Selbstreflektion an, und natürlich soll es um eure Ressourcen gehen.
Ein kleiner Einstieg:
Wann hast du dich in deinem Leben so richtig gut und lebendig gefühlt?
In diesen Situationen liegen Antworten auf die Frage, was dir persönlich guttut und was für Ressourcen und Kraftquellen nur darauf warten, regelmäßig genutzt zu werden.
Was sind meine Werte?
Was hast du für Werte und Glaubenssätze, nach denen du bewusst oder auch unbewusst strebst und handelst?
Toleranz
Realismus
Sicherheit
Geduld
Liebe
Tradition
…?
Neugierig?
Schau selbst unter https://einguterplan.de/werte/
Innere Antreiber:innen
Hast du jemals bemerkt, dass die gemeine Stimme im Kopf („Du bist nicht gut genug“, „Es ist unhöflich, nein zu sagen“,...), ganz schön selbstbewusst ist, obwohl sie buchstäblich nie etwas in ihrem Leben getan hat, außer gemein zu sein?
Self Care is about roasting that mean voice in your head.
Meme von autistic-sowachowski.
Innere Antreiber:innen
https://transaktionsanalyse-online.de/antreiber-test/
Fragen zur Selbstreflektion: Herausforderungen und Wohlbefinden
Herausforderungen bei der Law Clinic Arbeit
Welche Herausforderungen und Grenzerfahrungen hast du bereits bei der Law-Clinic-Arbeit gemacht? (Stichworte)
Wähle eine der obigen Erfahrung aus, stelle sie dir konkret vor oder beschreibe sie in ein paar Sätzen.
Wie bist du vorgegangen?
Würdest du rückblickend etwas anders machen heute?
Welche Stärken und Kraftquellen haben dir geholfen?
Wohlbefinden bei der Law Clinic Arbeit
Von all den Dingen, die du bei deiner Law-Clinic-Arbeit gut kannst, welche glaubst du, kannst du am besten?
Wo findest du die größte Erfüllung in deiner Rolle in der (R)LC?
Wo hoch schätzt du dein persönliches Wohlbefinden bei deiner Arbeit in der RLC aktuell ein?
Skala: sehr gering 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 – 10 sehr hoch
Wie würde eine 10 aussehen? Was bräuchtest du? Was müsste anders sein?
Welche kleine Veränderung würde dich um 1 Punkt nach oben bringen?
Welche Handlung/Maßnahme wirst du in den nächsten 48 Stunden umsetzen, um dieser Veränderung näher zu kommen? Welche deiner Stärken wirst du nutzen?
Der Ressourcenbaum
Bewusstwerdung der eigenen Ressourcen
Bereit für ein bisschen Kreativität? Dann Zettel & Stifte raus!
Mal einen Baum mit Wurzeln, Stamm und einer Baumkrone mit Ästen. Nimm dir dafür gerne ein wenig Zeit und gestalte deinen persönlichen Baum.
In die Äste schreibst du alles, was du geschafft hast / worauf du stolz bist / was du erreicht hast.
In den Baumstamm schreibst du, was du schon alles kannst / welche Stärken du hast.
In die Wurzeln schreibst du, was dir Kraft gibt / was deine Ressourcen sind.
Wenn dein Bild fertig ist, nimm etwas Abstand und betrachte es.
Wie ist es dir ergangen?
Wie ist das Verhältnis von der Krone zu den Wurzeln?
Wo siehst du Verbindungen?
Was sollte noch wachsen?
Was brauchst du dafür?
Wer/was könnte dir dabei helfen?
TIPP: Du kannst auch einen Baum für eine:n Mandant:in erstellen, um dir ihrer:seiner Ressourcen bewusst zu werden und den Fokus so umzulenken.